Geschichte

Die Arbeitsgemeinschaft der Fachberater für Imkerei – seit über 25Jahren ein Erfolgsmodell!

Die Förderung der Bienenzucht durch staatliche Beratung ist ein verhältnismäßig junges Kind in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bzw. seiner Bundesländer.

Ins Leben gerufen wurde diese Form der Förderung der Bienenzucht nach den Kriegswirren und den darniederliegenden Bienenständen. Der 2. Weltkrieg hatte sein Tribut gefordert. Durch Kriegsopfer und Kriegsversehrte fehlten die Betreuer der Bienenstände. Dazu kamen riesige Versorgungslücken mit Futterzucker für die Bienenvölker. Dies alles führte zu großen Ausfällen und wurde verschärft durch Restitutionen (Wiedergutmachungslieferungen von Bienenvölkern z. B. nach Frankreich).

Damals hatte es sich Julius Krauß, geb. 1894 aus Rehau/ Oberfranken, Landwirtschaftsrat und Regierungssachverständiger für Bienenzucht, zur Aufgabe gemacht den Wiederaufbau der Bienenstände voranzutreiben. Er war von 1948 bis 1853 auch 2. Vorsitzender des LV Bayrischer Imker.

Karl Pfefferle, Imkermeister Münstertal Schwarzwald, geb. 1918, wurde 1950 als erster staatlicher Bienenzuchtberater in Deutschland beim Landwirtschaftsamt Freiburg in den Dienst gerufen. Zu den geschilderten Situationen kamen Probleme mit der Tracheenmilbe (Acarapis woodi) und der verbreiteten Faulbrut (Phaenibacillus larvae) . Was zur Einsetzung einer Fachkraft führte. Seine persönliche Eignung und seine fachlichen Fähigkeiten u.v.m. zeigten bald Wirkung dieser Entscheidung.

1964 wurde Vinzenz Weber, geb. 1921 in Wielenbach bei Weilheim im Regierungsbezirk Oberbayern, als Nachfolger von Julius Krauß, in den hauptamtlichen Dienst als Fachberater berufen. Vinzenz Weber begleitete im DIB das Amt des 2. Bundesleiters.

Ähnlich gelagerte Probleme und Anliegen der Imkerei in mehreren Regierungsbezirken und auch Bundesländern versprachen, durch eine staatliche Beratung, eine Milderung bzw. eine Problemlösung zu bekommen. Die hervorragende Arbeit von Karl Pfefferle diente als Beispiel.

Für die Regierungsbezirke Unter-, Mittel- und Oberfranken wurde 1967 Josef Herold in den Dienst als Fachberater berufen. Seine hohe Qualifikation zeichnete ihn aus. Lange Zeit war er auch Vorsitzender des LV Bayern. Weitere Berater kamen dazu.

1968 wurde Adolf Müller aus Ispringen als staatlicher Berater für den Landesteil Nordbaden und Franz Lampetl für den damaligen Landesteil Südwürttemberg/Hohenzollern in den Dienst berufen. Wegen des immensen Beratungsbedarfs in Südbaden und der großen Bedeutung der Schwarzwaldimkerei bekam Karl Pfefferle Verstärkung durch Hans Göhringer.

1973 wechselte Franz Lampeitl nach Nordwürttemberg mit Sitz beim Landwirtschaftsamt in Leonberg. Dafür wurde Werner Gekeler in den Dienst als Fachberater für den Regierungsbezirk Tübingen berufen.

Vinzenz Weber Oberbayern, Fachberater und 2. Bundesleiter des DIB, übernahm innerhalb des DIB-Vorstandes die Funktion als Sprecher der staatlichen Imkerberater in Deutschland. Verschiedene Bemühungen seinerseits, ein bundesweites Beratertreffen zu organisieren, scheiterten ggf. wegen hoher Kosten, großer Entfernungen, evtl. auch einseitiger Anliegen in der jeweiligen Tagesordnung etc. An drei von ihm angesetzten Terminen waren jeweils nur zwei oder drei Kollegen erschienen.

Zum Ende seiner Dienstzeit konnte Vinzenz Weber seine Funktion als Sprecher der Fachberater nicht mehr wahrnehmen. Damit ein Nachfolger bestellt werden konnte, organisierte V. Weber 1987 zusammen mit Josef Herold eine anonyme Wahl. Die damals bekannten Kollegen wurden aufgefordert, den Namen des Mannes ihrer Wahl im verschlossenen anonymen Umschlag an Vinzenz Weber senden. Wie einem Sachreiben an den DIB zu entnehmen ist, wurde damals Werner Gekeler, Münsingen, Baden-Württemberg, als Sprecher gewählt.

Werner Gekeler hatte nun die Aufgabe Beratertreffen zu organisieren und als Sprecher im DIB zu fungieren.

In Beratungen mit seinen Fach- und Dienstvorgesetzten, und mit Kollegen, wurden mögliche Wege beraten, wie ein bundesweiter Erfahrungsaustausch der Imkerberater organisiert werden könnte. Unter Berücksichtigung der Gesamtsituation der Bienenhaltung (sinkende Mitgliederzahlen in den Organisationen, Folgen der Globalisierung, (z. B. Vermarktung), Einschleppung der Varroa), erschien den Beteiligten und Verantwortlichen ein bundesweiter Erfahrungsaustausch aller, in der Imkerberatung Tätigen, für notwendig. Da auch die erforderliche fachliche Fortbildung der Imkerberater von den meisten Dienstherren als dringend erachtet wurde, sah man in gemeinsamen Schulungen auf Bundesebene eine Lösung.

Noch im Jahr seiner Wahl organisierte Werner Gekeler das erste Beratertreffen auf Bundesebene. Als Tagungsort wurde die Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität in Stuttgart-Hohenheim gewählt. Auf der Adressenliste befanden sich zu diesem Zeitpunkt 13 Berater.  Eingeladen waren Werner Gekeler, Armin Spürgin, Bertram Deger, Hans Göhringer, Franz Lampeitl, Hans Gollwitzer, Hans Endres, Josef Herold, Ruth Spittler, Nikolai Petersen, Jürgen Bode, Geert Staemmler und Arno Bruder.

Bereits die erste Tagung hatte Themen, die bis heute aktuell geblieben sind: Betriebsmittel, Bauen im Außenbereich, Beratungsmethodik, Honigvermarktung, Zucht, Wirtschaftlichkeit und Varroatose. Dadurch, dass die Tagungen bevorzugt in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bieneninstituten organisiert wurden, fand so auf kürzestem Wege ein Austausch zwischen der Grundlagenforschung, der angewandten Forschung und den Beratern statt. Dieses Prinzip wurde bis heute beibehalten.

Nachdem die Berater aus den verschiedensten Bundesländern stammten, wurde außerdem vereinbart, die Tagung jeweils in anderen Regionen abzuhalten.

Im Laufe der Zeit kamen sehr bald auch Kollegen von den angrenzenden Ländern zur Arbeitsgemeinschaft hinzu, so dass die Arbeitsgemeinschaft mittlerweile internationalen Charakter hat. Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Südtirol, Österreich, Schweiz, Tschechien, Dänemark, und Schweden tragen mittlerweile zu einem intensiven Erfahrungsaustausch über die Ländergrenzen bei. Werner Gekeler (Münsingen) führte die Arbeitsgemeinschaft von 1986 bis 1998. Dann übernahm Erhard Härtl, Deggendorf (Niederbayern) unterstützt von Johann Fischer, Kaufbeuren (Schwaben) die Leitung der Arbeitsgruppe bis zum Herbst 2006. Seit Oktober 2006 führt Johann Fischer die Arbeitsgemeinschaft, zuerst unterstützt noch von Margret Rieger, Münster, ab 2010 unterstützt von Susanne Wimmer vom Österreichischen Imkereizentrum in Linz.

Die alljährlichen Tagungen beinhalten neben den Fachreferaten der jeweiligen Wissenschaftler auch einen intensiven Erfahrungsaustausch zwischen den Kolleginnen und Kollegen in Form von Referaten und Arbeitsgruppen. Die dabei erstellten Beratungshilfen werden allen Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung gestellt. Treten einmal Spezialfälle in der Beratung auf, hilft dieses Netzwerk ebenfalls eine Lösung zu finden. Die modernen Medien mit E-Mail und Internet erleichtern diesen Austausch enorm.

Die Struktur der Bienenzuchtberatung ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gestaltet. Die Berater in Deutschland sind Angestellte der Bundesländer oder anderer Einrichtungen des öffentlichen Dienstes. In manchen Bundesländern sitzen die Berater direkt am jeweiligen Bieneninstitut (Hessen, Neue Bundesländer, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen), in anderen sitzen die Berater im jeweiligen Beratungsgebiet und sind dem Institut zugeordnet (Bayern) oder sie sind Mitarbeiter in den Regierungspräsidien und arbeiten fachlich mit dem Bieneninstitut zusammen (Baden-Württemberg). Leider gibt es auch Bundesländer, die keinen Bienenzuchtberater (mehr) beschäftigen (Schleswig-Holstein, Neue Bundesländer).

Die Aufgaben der Bienenzuchtberater sind äußerst vielseitig. Sie sind sowohl in der Einzelberatung als auch in der Gruppenberatung (Kurse, Vorführungen, Multiplikatorenschulungen) zu unterschiedlichsten imkerlichen Themen, wie z.B. Bienengesundheit, Betriebsweise und Völkerführung, Bienenweide, Aufzucht und Verwertung von Königinnen sowie der Honigerzeugung und Honigvermarktung tätig. Sie nehmen hoheitliche Aufgaben war (z.B. Erstellung von Gutachten, Stellungnahmen zu Bauvorhaben in der Imkerei) und unterstützen gegebenenfalls die Veterinärbehörden in der Seuchenbekämpfung. Die Mitarbeit in der Berufsausbildung und Berufs-Fortbildung ist ebenfalls ein Arbeitsgebiet sowie die Unterstützung der Zuchtarbeit bei der Biene (Belegstellen, Züchtergruppen etc.). Die Fachberater stellen das Bindeglied zwischen Forschung und Wissenschaft auf der einen Seite und den Praktikern auf der anderen Seite dar. Sie vermitteln das Wissen und die Fertigkeiten für die Praxis und liefern anderseits daraus auch Anregungen für die Forschung.

Einige Kolleginnen und Kollegen der Arbeitsgemeinschaft haben ihren Tätigkeitsschwerpunkt auch in besonderen Fachbereichen (z.B. Bildungseinrichtungen oder Instituten) die dort auch zu speziellen Fragestellungen zur Verfügung stehen.

Werner Gekeler
Imkermeister
Sternbergstr. 14
72525 Münsingen

Johann Fischer
Staatlicher Fachberater für Bienenzucht für den Regierungsbezirk Schwaben
Höfatsstraße 23-25
87600 Kaufbeuren
Johann.Fischer@lwg.bayern.de